26.10.2023

Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung

Die Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung wurde im April 1991 von Peter May, Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär der Brauerei, gegründet, ausgestattet mit einem Kapital von 500.000 Euro von Stuttgarter Hofbräu. Die Erträge dieser Gründungssumme in Höhe von 35.000 € pro Jahr dienen der Förderung von Natur-, Landschafts- und Umweltschutz. Denn der achtsame Umgang mit Umwelt, Klima und wertvollen Energieressourcen ist für Stuttgarter Hofbräu schon immer wichtiger Bestandteil der Unternehmensphilosophie, daher unterstützt sie auch andere um ihre Umweltbemühungen. Über die Vergabe der Förderung entscheidet der Stiftungsrat. Ihm gehören sieben ehrenamtlich tätige Personen an. Diese befassen sich auch in anderen Organisationen mit Nachhaltigkeitsthemen. In den mehr als drei Jahrzehnten seit ihrer Gründung hat die Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung circa 360 Projekte begleitet und mit einem Betrag von fast 1,2 Millionen Euro unterstützt, in enger Zusammenarbeit mit Natur- und Umweltschutzverbänden. Seit dem Jahr 2011 widmet sie sich verstärkt dem Gewässerschutz. Wasser ist schließlich eine der kostbarsten Ressourcen unserer Erde und gehört genauso zum Bier wie das berühmte Reinheitsgebot.

Nachhaltigkeit in der Umweltstiftung

Ein Interview mit dem
Vorsitzenden der Umweltstiftung,
Franz Xaver Brummer

Nachhaltigkeit ist inzwischen in aller Munde. Für Franz Xaver Brummer sind Natur-, Landschafts- und Umweltschutz jedoch schon lange Selbstverständlichkeit. Was den Vorstandsvorsitzenden der Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung antreibt, verrät er in unserem News-Bereich. Mit einem Blick zurück, aber auch voraus …

Herr Brummer, bevor wir in die Tiefe gehen: Wie sind Sie zu Ihrer Aufgabe bei der Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung gekommen?
Es sind jetzt schon mehr als 12 Jahre vergangen, seit ich den Vorstandposten der Umweltstiftung Stuttgarter Hofbräu übernommen habe. Zuvor hatte ich dort als studierter Diplomingenieur für Brauwesen andere Aufgaben: Angefangen habe ich im Jahr 1977 als Direktionsassistent. Fünf Jahre später 1982 wurde ich zunächst stellvertretender Betriebsdirektor, im Jahr 1986 schließlich Betriebsdirektor bis August 2012.

Was hat Sie zur Annahme der Vorstands-Rolle dort motiviert?
Ich bin auf einem Bauernhof in der Hallertau aufgewachsen und war von frühester Kindheit mit der Tier- und Pflanzenwelt vertraut. Daher weiß ich, dass es ohne ein intaktes Ökosystem keine hochwertigen natürlichen Rohstoffe wie gutes Getreide, aromatischen Hopfen oder reines Wasser geben kann. Und ohne diese natürlichen Rohstoffe gibt es wiederum kein hochwertiges Bier. Deshalb sind Schutz und Erhalt dieser wertvollen Ressourcen auch für uns Brauer enorm wichtig. Daher habe ich mich sehr geehrt gefühlt, dass mir die verantwortungsvolle Aufgabe in der Umweltstiftung von Stuttgarter Hofbräu angetragen wurde.

Eine gute Entscheidung?
Auf jeden Fall. Bis heute habe ich nicht einen Tag bereut, mich auf etwas vollkommen Neues eingelassen und diese Aufgabe angenommen zu haben. Das war durchaus Pionierarbeit: Sichtbare Engagements für mehr Nachhaltigkeit gab es in der Brauwirtschaft zu dieser Zeit kaum.

Also hat Stuttgarter Hofbräu mit der Umweltstiftung durchaus eine Vorreiterrolle übernommen?
Ja, eindeutig, und das bereits seit 1991, also vor 30 Jahren.

In den vergangenen 30 Jahren gab es sicherlich viele schöne Projektideen, die der Stiftungsrat beraten und schließlich bedacht hat.
Allein die Zahlen sind beeindruckend: Um die 360 Anträge sind in dieser Zeit eingegangen, das sind durchschnittlich drei Stück – pro Monat! Rund 1,2 Millionen Euro Fördergelder haben wir dieser Zeit aus Stiftungsmitteln ausgeschüttet.

Wenn Sie nun ein oder zwei Vorzeigeprojekte aus dieser Vielzahl herausgreifen müssten, an welche denken Sie?
Natürlich der Feldberggipfel, das war gleich im Jahr 1992, ein Jahr nach Stiftungsgründung. Was viele nicht wissen: Stuttgarter Hofbräu hatte das 1,8 Hektar große Grundstück im Jahr 1992 gekauft, dem Schwarzwaldverein geschenkt und dies mit einem Gedenkstein dokumentiert. Der Verein kümmert sich dort seither um den Erhalt der Baldenweger Weide, die von der Fichtenbewaldung bedroht ist. Die Fichten würden die gesamten Hänge bewachsen und dadurch die Weideflächen für Schafe und Ziegen überwuchern. Die Beweidung der Flächen durch die Tiere ist wichtig für den Erhalt der Vielfalt. Und er sorgt für den Schutz seltener Pflanzenarten, die ansonsten nur im Alpenraum zu finden ist. Rund 90 Naturschützer aus der Region übernehmen diese Aufgabe: Sie fällen Fichten, schleppen Reisig und abgeschlagene Bäume, mit Unterstützung von Rückepferden. Dafür hat die Umweltstiftung verschiedene Landwirtschaftspflegegeräte finanziert.

Von welchem Projekt möchten Sie uns noch berichten?
Ein Wiesensamensammler aus der Region Ravensburg ist nachhaltig in Erinnerung geblieben. Der Landschaftserhaltungsverband Ravensburg wollte damit örtlichen Landwirten und Naturschutzgruppen die Möglichkeiten geben, in die regionale Wiesensaatgutgewinnung einzusteigen. Dabei ist es notwendig, sogenannte Regio-Staatmischungen herzustellen und diese zu verbreiten. Der Landkreis Ravensburg trägt aufgrund der hohen Vorkommen von Pfeifengrasstreuwiesen eine besondere Verantwortung für den Erhalt und die Entwicklung dieser Wiesen. Außerdem darf gesetzlich seit dem 1. März 2020 nur noch gebietseigenes Saatgut ausgebracht werden (BNatSchG § 40), das aus heimischen Wildpflanzen besteht. Mit Blick auf die Gesetzeslage und den Erhalt der biologischen Vielfalt ist ein schnelles Handeln erforderlich. Nur so kann der Bedarf in der Region direkt geernteten Saatgutes langfristig gedeckt werden. Das Projekt wurde von den Umweltstiftungsräten, u.a. von Prof. Hans-Ulrich Hauffe von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen und Herrn Dr. Gerhard Bronner Vorsitzender des Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg intensiv geprüft und als sehr förderwürdig eingestuft. Der Erhalt der Pflanzenvielfalt ist für Insekten und Tiere auf diesen Wiesen im Gegensatz zu Monokulturen absolut vorrangig.

In der Corona-Pandemie konnten einige Projekte nicht angepackt werden. Inzwischen wird die Arbeit jedoch fortgesetzt.
Richtig, und das ist auch gut so. Eines unserer aktuellen Projekte ist der Schutz der streng geschützten Gelbbauchunke. Sie steht leider auf der roten Liste der Kategorie 2 bedrohter Tierarten. Bei uns in Baden-Württemberg gibt es sie noch. Die Gelbbauchunke kann sich nur in kurzlebigen Kleingewässern wie Pfützen, Fahrspuren und Ähnlichem vermehren.

Was leistet die Umweltstiftung für ihr Überleben?
Sieben Projekte bekommen derzeit Unterstützung: Unter anderem der NABU Adelberg legt in einem ehemaligen Steinbruch flache Tümpel an, die von Regenwasser gespeist werden. Sie bieten der Gelbauchunke somit Lebensräume und Laichablageplätze. Die Artenschutzmanagement GmbH übernimmt diese Aufgabe im Rammert, einem bewaldeten Höhenzug des Keuperberglandes.

Was ist das nächste Etappenziel?
Die Förderung wieder auf das Niveau zu heben, auf dem wir vor der Corona-Pandemie waren. Und damit auch die Zahl der Projekte sowie ehrenamtlich tätigen Landschaftspfleger und Vereine zu steigern, die nachhaltige Unterstützung bei der langfristigen, fachgerechten Flächenbetreuung erhalten.

Also keine Eintagsfliegen?
Im Gegenteil: Sämtliche Maßnahmen sollen eine verbindliche Fortführung erfahren, im Sinne des Natur- und Artenschutzes. Was uns besonders wichtig ist: Dass Landschaftspfleger und Vereine die teuren Geräte untereinander ausleihen, damit diese intensiv genutzt werden. Denn was rastet, das rostet nur – und das wäre nicht zielführend.

Und was ist mit Natur- und Artenschützern, die vielleicht gar nicht wissen, dass es die Umweltstiftung Stuttgarter Hofbräu gibt?
(lacht): Die gibt es natürlich nicht. Nein, im Ernst: Wir wollen unseren Internetauftritt aktualisieren, auch unsere Imagebroschüre wollen wir neu auflegen. Es gibt also einiges zu tun, auch neben der Projektarbeit.

Wie schaffen Sie das alles?
Inzwischen bin ich zwar pensioniert, widme der Stiftungsarbeit aber noch mehr Zeit als bisher. Und mit Franz Schropp habe ich seit Juni 2023 einen versierten Kollegen aus dem Bereich Technik der Stuttgarter Hofbräu an meiner Seite, der nun ebenfalls im Stiftungsvorstand aktiv ist.

Was ist Ihnen beiden für die Zukunft besonders wichtig?
Umweltschutz ist wie ein Puzzle. Erst das Zusammenfügen vieler Teile ergibt ein Gesamtbild. Wie die vielen Menschen, die sich mit Kompetenz, Fleiß und Wissen, vor allem aber ehrenamtlich den oft herausfordernden Themen widmen. Um sie erfolgreiche bei ihren Ideen und Ziele zu fördern, wollen wir sie weiterhin dauerhaft und damit nachhaltig unterstützen. Eine Herzensangelegenheit ist uns dabei, noch mehr junge Menschen für den Umweltschutz zu begeistern.

Vielen Dank, Herr Brummer, für diese Einblicke.

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Im Projekt „Naturschutz-Maschinenringen“ (2020), das gemeinsam mit dem Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg durchgeführt wird, werden Landschaftspflegemaschinen von verschiedenen Naturschutzgruppen genutzt. Dadurch sind sie besser ausgelastet. Die Finanzierung der Maschinen übernimmt die Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung.

In dem mehrjährigen Projekt „Heckenpflege – aber richtig“ (2019) im unteren Remstal konnte die Stiftung dabei unterstützen Lebensraum und Aufklärungsarbeit durch Informationstafeln zum Schutz von Artenvielfalt zu schaffen. Das Projekt wurde zusammen mit dem Schwäbischen Albverein durchgeführt und in der landesgartenschau Baden-Württemberg vorgestellt.