GRI 102-14
Dieser Nachhaltigkeitsbericht ist das Ergebnis einer langen Reise. Zu lang, wenn Sie mich fragen, denn wir sind als Radeberger Gruppe normalerweise gerne der Erste im Markt, der etwas angeht. Der Gestalter, der den Markt formt. Kurz: Eine Unternehmensgruppe, die vorangeht. Darauf sind wir zu Recht stolz – daraus definiert sich unsere DNA, darauf baut unser Selbstverständnis auf.
Beim Thema Nachhaltigkeitsbericht ist uns das ausnahmsweise nicht geglückt, das müssen wir selbstkritisch einräumen. Lag das an mangelndem Interesse, nicht ausreichendem Engagement – oder vielleicht sogar nicht bestehenden Initiativen mit Blick auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit, wie wir sie verstehen – im Ökologischen, im Ökonomischen oder Sozialen? Die Antwort ist ein klares, ein selbstbewusstes Nein! Wir engagieren uns bereits seit Jahrzehnten in allen Unternehmensteilen mit viel Leidenschaft, großer Selbstverständlichkeit und oftmals großem persönlichen Einsatz der Verantwortlichen dafür, dass unsere Unternehmensgruppe trotz oder gerade wegen ihres produktimmanent hohen Ressourceneinsatzes im allerbesten Sinne „enkelfähig“ arbeitet – und zwar in allen Unternehmensbereichen, in allen definierten Feldern nachhaltigen Wirtschaftens und in allen Fachbereichen, die einen Beitrag dazu leisten können.
Umso mehr freut es mich, dass wir es nun endlich geschafft haben, all diese Initiativen, die in den unterschiedlichen Fachbereichen oftmals bereits vor Jahren gestartet wurden, die Weichen, die wir als Unternehmensfamilie bereits frühzeitig gestellt haben, und die Ziele, die wir bereits erreichen konnten, zusammenzutragen, diese sorgfältig auszuwerten, mit Stakeholdern zu spiegeln und zu gewichten – und nun in unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht aufzubereiten.
Er stellt eine erste ganz wichtige Etappe unserer Reise dar, der aber noch viele weitere folgen sollen: Mit diesem Nachhaltigkeitsbericht haben wir einen allerersten Aufsatzpunkt geschaffen, an dem wir uns in Folgejahren messen lassen wollen – den wir aber auch als Motivation nutzen und verstehen wollen, unser Ambitionsniveau stetig weiter anzuheben. Wir werden uns also nicht mit dem Status quo zufriedengeben, sondern auch weiterhin zukunftsorientiert arbeiten und wirtschaften.
Ich freue mich auf die nächsten Meilensteine in puncto Nachhaltigkeit, die wir wieder beherzt, mutig und kraftvoll und ganz im Sinne unseres Unternehmens-Leitsatzes angehen wollen: Mit Freude an Getränken – und an der strategiekonformen, nachhaltigeren Ausrichtung unseres einzigartigen Geschäftsmodells.
Unsere Biere erfahren auch international eine erfreuliche Nachfrage – inzwischen werden unsere Produkte in über 50 Ländern der Welt angeboten. Das bringt neben Herausforderungen mit Blick auf Transportbedarfe über oftmals lange Strecken auf dem See- und Landweg und Themen einer möglichst nachhaltigen Gestaltung unserer Lieferketten auch ganz andere Blickwinkel und Anforderungen, mit denen wir gemeinsam mit unseren Partnern in den Exportländern arbeiten, die wir beachten und umsetzen müssen – und wollen. Die Vielfalt der Kulturen, die unterschiedlichen Perspektiven auf Fragestellungen wie Gebindepolitik, verantwortungsvolle Vermarktung oder unterschiedliche Verordnungen und gesetzliche Rahmen, die es zu beachten gilt, oder auch Erwartungen der Verbraucher bringen immer wieder herausfordernde, aber auch wertvolle Impulse für unsere nachhaltige Ausrichtung in unseren Heimatregionen – eine Win-win-Situation, an der wir unser Ambitionsniveau für ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften orientieren.
Wir sind ein Markenartikler mit Leib und Seele – aber erweitern unser einzigartiges Geschäftsmodell immer stärker auch in vor- und nachgelagerte Märkte und Engagements: in die Bereiche B2B und B2C – in Getränkevermarktung und -logistik für Gastronomie und Handel, in Plattformlösungen für den Außer-Haus-Markt, in den Getränkeeinzelhandel oder in das Online-Liefergeschäft für Getränke. Unser Geschäft in dieser Vertikalen ist in vielen Bereichen ein transportintensives – Getränke in die Gastronomie, den Handel oder auch zum Endverbraucher zu transportieren, Warenlager zu füllen, den Warenstrom mit Voll- und Leergut aufrechtzuerhalten, ein großes Filialnetz mit mehr als 500 Getränkefachmärkten zu betreiben – all das verbraucht Energie und führt auch zu Emissionen und anderen Auswirkungen auf unsere Umwelt, die wir im Auge haben – und die wir auch in der Zukunft entschlossen adressieren wollen und müssen: Fragen einer nachhaltigeren Logistik, die Stärkung und Förderung unseres umweltschonenden Mehrwegsystems in Deutschland, die Erhöhung der Umlaufzahlen unserer Gebinde durch professionelle Sortierleistungen, die Nähe zum Endverbraucher, die wir mit unserem Filialnetz von Getränkefachmärkten pflegen, sowie die kurzen Logistikwege, die wir mit der regionalen Aufstellung unserer Getränkefachgroßhandlungen nutzen können – all das sind Faktoren und Stellschrauben, an denen wir engagiert und mit großer Aufmerksamkeit arbeiten – und die wir weiter fokussieren wollen.
Nachhaltiges Wirtschaften braucht ein stabiles, ein belastbares Fundament: Nur ein Unternehmen, das wirtschaftlich auskömmlich arbeitet, sich zukunftssicher aufstellt und seine Ausrichtung immer wieder auch konsequent an neuen Marktgegebenheiten und -erfordernissen ausrichtet, erhält sich Handlungsspielräume, die es braucht, um einen maßgeblichen Beitrag auch mit Blick auf ökologische Fragestellungen oder soziale und gesellschaftliche Themen leisten zu können. Aufgaben wie die Reduktion des CO2-Fußabrucks, der möglichst schonende Umgang mit allen Ressourcen, die wir in unseren Betrieben und Engagements nutzen, ein verantwortungsvolles Beschaffungswesen oder auch die sorgfältige Ausbildung junger Menschen, die maßgeschneiderte Fortbildung von Fachkräften, die Förderung von Kultur oder Vereinswesen in den Regionen, in denen wir aktiv sind, brauchen Kraft, Initiative, Gestaltungswillen – und vor allem auch Gestaltungsmöglichkeiten. Wir verstehen Nachhaltigkeit deswegen als Dreiklang, in dem jede der drei Schlagrichtungen kraftvoll, authentisch und gleichberechtigt bespielt werden muss. Daran arbeiten wir – das wollen wir in Zukunft noch entschlossener tun …